martes, 13 de octubre de 2015

Article: DIANA KRALL - Concert - Frankfurt - 08.10.2015


Musik - 10.10.2015

Diana Krall schert sich nicht um Genregrenzen und gibt ein großartiges Frankfurt-Konzert



Diana Krall zeigt sich in Frankfurt so brillant wie nie zuvor. 
Foto: Rudolf Uhrig

Von Peter Müller

FRANKFURT - Eigentlich ist sie ja Jazzsängerin und -pianistin. Hat allerdings gerade ein lupenrein streichzartes Pop-Album aufgelegt: „Wallflower“, was man mit „Mauerblümchen“ übersetzen könnte – aber bitte so gar nicht wörtlich nehmen sollte. In der bestens besetzten Alten Oper gibt die kanadische Grammy-Gewinnerin ein über weite Strecken großartiges Konzert, das weder lieblichen Pop präsentiert noch verhuscht schüchtern daherkommt. Im Gegenteil: Diana Krall ist so brillant und präsent wie lange nicht mehr. Nur ihre Setliste sollte sie noch mal überdenken.


Tja, die Jazzpolizei wird ein wenig enttäuscht sein. Schon mit ihren letzten Alben hatte Krall mehrere Indizien geliefert, die man fast schon als Abschied vom hochheiligen Genre hätte lesen können: Sie engagierte opulente Orchester, auf „Quiet Nights“ flüchtete sie dann in den Brazil-Sound, um anschließend mit „Glad Rag Doll“ eine Reminiszenz an den Ragtime der Zwanziger und Dreißiger zu feiern. Jetzt also „Wallflower“, ein nach Bob Dylans Song (gibt’s in der Zugabe) benanntes Cover-Album mit watteweichen Pop-Klassikern wie Elton Johns „Sorry Seems to Be the Hardest Word“ und Duett-Partnern der Marke Michael Bublé oder Bryan Adams, der sie auch fürs Cover fotografieren durfte. Unterm Strich könnte man sagen: Die attraktive 50-Jährige, seit 2003 mit Elvis Costello liiert und Mama eines Zwillingspaares, schert sich mittlerweile überhaupt nicht mehr um Genre-Schubladen. Vielleicht mag sie auch einfach keine Jazzpolizisten. In Frankfurt jedenfalls, wo sie mit einem fluffigen „There Ain’t No Sweet Man That’s Worth the Salt of My Tears“ eröffnet, rührt sie eine bunte Mixtur an – von Tom Waits’ „Temptation“ über Nat King Cole („You Call It Madness“) und The Mamas & the Papas („California“) bis zu Gordon Lightfoot („If You Could Read My Mind“) oder dem bleischweren Blues „Lonely Avenue“, den selbst Ray Charles nie besser interpretiert hat.

Die formidable Band (Dennis Crouch/Bass, Patrick Warren/Keyboard & Hammond, Stuart Duncan/Fiddle, Tony Wilson/Gitarre und Karriem Riggins/Drums) ist gleichzeitig Stärke und Schwäche dieses Abends: Zu viel Talent, ein paar zu lange Soli, eine nervige Fiddle, die jeden noch so klassisch guten Song westernmäßig zersägt, ein paar zu viele Manierismen.

Nur kleine Wermutstropfen

Und die gute Diana selbst? Eine Stimme zum Niederknien. Man könnte, wenn man denn den Jazz so weit fasst wie einige seiner kreativsten Protagonisten das tun, auch sagen: Sie ist inzwischen die perfekte Jazzsängerin. Einzig mit der (beliebig wirkenden) Auswahl ihrer Songs gibt sie ein bisschen Rätsel auf: Fats Wallers besoffener Ragtime „I’m Gonna Sit Right Down And Write Myself a Letter“ (natürlich mit ganz viel Fiddle) nach dem emotionalsten, schönsten Stück des Abends – Joni Mitchells „A Case of You“? Geht gar nicht. Obwohl, bei Diana Krall kann man auch einen so rabiaten Bruch mal durchgehen lassen.






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