viernes, 6 de octubre de 2017

Article: Concert Diana Krall im Stuttgarter Beethovensaal


Diana Krall im Stuttgarter BeethovensaalDie Lady hat den Jazz

Von Thomas Staiber 05. Oktober 2017 - 14:24 Uhr

Voller Spielfreude, zum Plaudern aufgelegt und entspannt wie noch nie: Die Jazzmusikerin Diana Krall begeistert im Stuttgarter Beethovensaal.

















Diana Krall im Beethovensaal 
Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Stuttgart - Diana Krall hat auf ihrer großen Welttournee wieder Station in Stuttgart gemacht. So gelöst, strahlend, voller Spielfreude und zum Plaudern aufgelegt hat man sie hier noch nie erlebt. Das Publikum freut sich über die ausgelassene Stimmung, klatscht nach jedem Solo wie in einem Jazzkeller und lacht über die eingestreuten Anekdoten der Jazz-Lady. Sie schlendert mit ihren High-Heels locker auf die Bühne, streicht das blonde Haar zurück und setzt sich lächelnd – in ihrem schwarzen Sommerkleid mit Blumenmuster ist sie hübsch anzuschauen – an ihren Arbeitsplatz, den weit geöffneten Flügel.

Mit rauchig angehauchter Altstimme singt sie das Thema von „Do I love you“, einer Uptempo-Jazznummer aus ihrem Album „An intimate Night“, dann schiebt sie das Gesangsmikrofon zur Seite und improvisiert auf den 88 Tasten. Ein glockenklares entschiedenes Klavierspiel füllt den Klangraum des sehr gut besuchten Beethovensaals. In den Applaus hinein spielt Anthony Wilson auf der halbakustischen Gitarre einen schönen Chorus und wird, während der Rhythmus unaufhaltsam vorwärtsgetrieben wird, von Stuart Duncan an der Fiddle mit Schalltrichter abgelöst. Es folgt „L.O.V.E.“, ein Hit, den Bert Kaempfert 1965 für Nat King Cole geschrieben hat. Der coole Crooner ist das große Vorbild der Kanadierin, die Nummer hat sie deshalb auch in ihr aktuelles Album „Turn up the Quiet“ aufgenommen. Nun singt sie mit sinnlichen Stimme und streut ins Solo „Happy Birthday“ ein. Adressat ist Robert Hurst, der neben ihr seinem Kontrabass wohltuend tiefe und warme Töne entlockt.

Sie bringt auch Sperriges ins Spiel
Diana Krall erzählt, wie die Band am Vorabend „mit exzellentem schwäbischen Wein“ in den Geburtstag hineingefeiert hat. Hurst ist 53 geworden und damit ungefähr gleich alt wie seine Chefin. Sie versteht sich als Teil dieser Band und benimmt sich – trotz fünfzehn Millionen verkaufter Alben – kein bisschen divenhaft. So glücklich ist sie, mit diesen vier Musikern zu spielen, dass sie nach der Nummer „Moonglow“, die federnd wie auf Samtpfötchen daherkommt, sogar ausruft: „Am liebsten würde ich das gleich nochmal spielen!“ Tatsächlich geht sie wie ein Kind in ihrem Spiel völlig auf. Sie swingt geschmeidig, ihr Spiel perlt elegant wie Schampus, und mit Vorliebe werden die melodischen Schönheiten der Songs betont. Sie covert „I don’t know enough about you“ der Jazzsängerin Peggy Lee, bringt mit einer Thelonius-Monk-Paraphrase von Irving Berlins „Blue Skies“ Sperriges ins Spiel und gönnt dem Publikum mit weichen Balladen wie „Isn’t it romantic“ sich zurückzulehnen und Erinnerungen nachzuhängen. Auf die große Bühnenleinwand werden Sonne, Mond und Sterne projiziert. Und gegen Ende in riesigen Lettern „LOVE“.
Die Dame mag es gern auch mal härter. Eine ihrer Lieblingsnummern ist „Temptation“ von Tom Waits. Da spielt Wilson auf der E-Gitarre ein schnittiges Solo, Karriem Riggins am Schlagzeug zeigt, dass er über einen ordentlichen Punch verfügt, und Diana Krall gesteht mit erotisch aufgeladener Stimme, dass sie ganz willenlos sei und der Versuchung nicht mehr widerstehen könne. Nicht von ungefähr zitiert sie dabei Friedrich Hollaenders Melodie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Am Ende des abwechslungsreichen Konzerts, das den fröhlichen Swing längst vergangener Jahrzehnte genauso lebendig präsentiert wie neues Material, verbeugt sie sich vor einem Großen der Zunft und interpretiert den relativ unbekannten Song „Wallflower“ von 1971 des Nobelpreisträgers Bob Dylan. So hat Diana Krall, selbst alles andere als ein Mauerblümchen, auch ihr Pop-Album betitelt, das sie vor zwei Jahren in Stuttgart vorgestellt hat. Am Mittwochabend aber hat sie den Jazz ins Zentrum gestellt und – in Topform und bester Stimmung – die Menschen mit ihrer Musik glücklich gemacht. „Das ist mein Job“, bekannte sie lächelnd nach dem begeistert aufgenommenen Konzert.