viernes, 12 de julio de 2013

Concert: DIANA KRALL - 9 July - Stuttgart, DE, Open-Air-Bühne am Mercedes Benz Museum



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Jazz-OpenEine seltsam geglückte Verwandlung

Michael Werner, 10.07.2013 18:25 Uhr




Erst überkandidelt, dann hingebungsvoll: Diana Krall in StuttgartFoto: 7aktuell.de/Gerlach




Stuttgart - Als der Verfasser dieser Zeilen einer geschmackssicheren Bekannten berichtet hat, dass er das Konzert von Diana Krall bei den Jazz-Open besuchen wird, da sagte sie: „Du Armer.“ Und dann erzählte sie, dass sie sogar mal eine CD der Sängerin aus Kanada erworben habe, nach einmaligem Hören sei die aber verschenkt worden: „An meine Mutter.“










Foto: 7aktuell.de/Gerlach


Diana Krall hat keinen leichten Stand bei denen, die sich für jung geblieben halten. Und sie macht es diesen Leuten auch nicht gerade einfach: Auf dem Cover ihres aktuellen Albums „Glad Rag Doll“ posiert die 48-Jährige in Korsage mit Strapse auf rotem Samt, und ihr Konzert in Stuttgart absolviert sie bei tropischen Temperaturen in einer schwarzen Lederjacke, die den Vorteil hat, ihre blonden Locken gut zur Geltung zu bringen. Sie fängt so an, dass sie die ersten vier Titel dieses Albums, Jazznummern aus den zwanziger und dreißiger Jahren, exakt in der Reihenfolge absingt, in der sie sie auf CD hat pressen lassen.
Aber sie überspielt. Sie glaubt offenbar, schon in der ersten Viertelstunde mit ihrer bemerkenswert biegsamen Stimmartistik so ausgiebig wuchern zu müssen, als befürchte sie hinterher einen Stromausfall. Sie gibt mit ihrer Stimme schon in den ersten vier Liedern die pseudobesoffene Barschlampe, das staunende kleine Mädchen, die abgebrühte große Diva und die sehnende Seemannsgattin. Songs wie die hübsche Fred-Fisher-Nummer „There ain’t no sweet Man that’s worth the Salt of my Tears“ pumpt sie mit seltsam überdrehter Stimmband-Schauspielerei zu schrillen Miniatur-Revuen auf, wo eher demütiges Erzählen gefragt wäre. „Bei der Ukelele dreht sich alles um Sex und Liebe“, erzählt sie dann, und empfiehlt, das Instrument in der Badewanne zu spielen, nachdem man selbige mit Gin gefüllt hat.
Die Band beflügelt die Chefin
Es wird dann besser. Und die seltsame Dramaturgie dieses Abends vor dem Mercedes-Benz-Museum vermittelt den Eindruck, als gehöre es zum Job einer coolen Band aus lauter Virtuosen, der Chefin ihre überkandidelten Egotrip-Flausen unter Zuhilfenahme ganz großer Klangkunst auszutreiben. Am Schlagzeug zum Beispiel sitzt Karriem Riggins, ein sensationeller Synkopenjongleur, der offenbar Spaß daran hat, sein Können präzise in den Dienst der Songs zu stellen. Und was der rockverliebte Jazzgitarrist Aram Bajakian und der Country- bis Hardrock-affine Geiger Stuart Duncan in Song Nummer sechs, Tom Waits’ „Temptation“, an solistischer Sprengkraft abliefern, ist aufregender als das ganze Stimmgetauche bis dorthin, aus dem vor allem Diana Kralls scharfes „S“ herausragt, weil irgendwer in der Technik vergessen hat, das zu dessen Eindämmung geeignete Deesser-Knöpfchen zu drücken.
Aber die ungezügelte Spielfreude ihrer Mitstreiter, deren vollkommen unaffektiertes Verschmelzen mit dem Wesen der Musik, scheint Diana Krall plötzlich zu beflügeln. Sie startet jetzt ihren Soloblock, sie zeigt in Neil Youngs „Heart of Gold“ allein am Flügel, dass sie imstande ist, ihn akkurat zu bedienen, und wenn ihre musikalischen Gedanken schneller vorüberhuschen, als ihre Finger zu folgen vermögen, dann ruft sie „Scheiße“ auf Deutsch und später „Oh Shit“ . Bei Diana Kralls Konzert in Stuttgart hat man die seltene Gelegenheit, einen ein paar Lieder währenden Reifeprozess zu beobachten, für den andere ein Leben lang brauchen: von der Singbarbie zur wirkmächtigen Künstlerin, vom Kunstprodukt zum Menschen.
Fuente: www.stuttgarter-zeitung.de

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Article: Diana Krall: "Im Grunde war ich mit 15 schon Profi" (www.grenchnertagblatt.ch)

Jazz
Aktualisiert am 09.10.12, um 06:08 von Claus Lochbihler
Diana Krall: «Im Grunde war ich mit 15 schon Profi»



Diana Krall im Inteview

Jazzmusikerin Diana Krall spricht mit Sonnenbrille über ihr neues Album, die Kritikerqualitäten ihrer Zwillingssöhne und die Plattensammlung ihres so geliebten Vaters. von Claus Lochbihler

Hotel Adlon, Berlin. Beim Interview trägt Diana Krall – gross, blond und auf sympathische Weise mehr Woody-Allen-Neurotikerin als Glamour-Diva – Sonnenbrille. Am liebsten würde sie einfach nur die Songs von ihrem neuen Album vorspielen. Oder noch besser: Endlich wieder mal ihren Mann Elvis Costello und die beiden Zwillingssöhne treffen. Aber dann fällt der Name Claus Ogerman und alles wird gut. Sogar die Sonnenbrille kommt runter.

Ist mit Ihren Augen alles in Ordnung, Mrs Krall? Weil Sie diese Sonnenbrille tragen ...

Diana Krall: Ich habe nur etwas Puder in die Augen bekommen. Ausserdem vermisse ich meine beiden Söhne und Elvis, den ich seit sechs Wochen nicht mehr gesehen habe. Deswegen bin ich dünnhäutiger als sonst. Nur damit Sie wissen, was los ist, wenn ich an Ihrer Schulter plötzlich Tränen vergiesse. (Lacht).

Wo steckt Ihr Mann denn?
Er ist auf Tour. Und ich bin seit zehn Tagen unterwegs, um Interviews zu geben. Schwierig. Aber Elvis hat das gebraucht. Sein Vater ist im Dezember gestorben. Es tut ihm bestimmt gut, rauszukommen.

T-Bone Burnett, ein Freund und Produzent Ihres Mannes Elvis Costello, hat Ihr neues Album «Glad Rag Doll» produziert. Haben Sie ein Costello-Album aufgenommen?
Nein. Aber es stimmt, dass ich mich ein wenig auf sein Territorium gewagt habe. Es ist sicherlich das Album, auf dem ich am meisten von Elvis beeinflusst bin.

Beeinflussen Sie auch seine Musik?
Nicht besonders. Okay, er spielt jetzt mehr Ukulele als früher. Das hat sicherlich mit mir und meiner Musik zu tun. Es ist praktisch: Ich trage die Ukulele nach Hause und er mich.

Das neue Album und Ihr Bossa-Nova-Album zuvor klingen so verschieden wie die beiden Produzenten: T-Bone Burnett und Claus Ogerman.
Ogerman ist ein leises Genie. Der einzige Arrangeur, dem ich keine Vorgaben gemacht habe. Ich habe die Songs ausgewählt, er hat sie arrangiert, und so habe ich sie gesungen.

Und was für ein Typ ist T-Bone Burnett?
Ein Voodoo-Zauberer. Ein ganz leiser. Er hört erst einmal zu und lässt die Leute machen. Und er hat eine ganz eigene Art aufzunehmen und die Mikros zu platzieren. Die Arbeit mit T-Bone war für Jazz-Aufnahmen ungewöhnlich. Wir haben sehr frei und kreativ gearbeitet und uns viel mit Sound beschäftigt. Es hat auch Spass gemacht, dass bei manchen Songs Elvis mitspielt.

Wer hat die Musiker ausgewählt?
Wenn man sich T-Bone Burnett ins Studio holt, steht fest: Am Schlagzeug wird Jay Bellerose sitzen und den Bass spielt Dennis Crouch. An der Gitarre habe ich mir Marc Ribot gewünscht, weil er mir auf den Alben von Tom Waits so gefiel. Er hat mit seiner verrückten Gitarre unsere Version des Ray-Charles-Hits «Lonely Avenue» in ein siebenminütiges, wildes Psychedelic-Stück verwandelt hat. Wollen Sie es hören? (Sie springt zur Stereoanlage und drückt auf Play.)

Viele Songs auf dem neuen Album stammen aus den 20er- und 30er- Jahren. Weshalb?
Ich bin mit den Schellack-Platten meines Vaters aufgewachsen. Mit Musikern wie Bix Beiderbecke oder dem frühen Crooner Gene Austin, in die ich mich schon als Kind verliebt habe und die heute kaum einer noch kennt. Am meisten angetan hat es mir Gene Austin und seine Version von «Let it Rain».

Kann man das Album mit Paul McCartney’s Album «Kisses on the Bottom» vergleichen? Seiner Hommage an die swingende Lieblingsmusik seines Vaters, auf der Sie Klavier gespielt und die Songs arrangiert haben?
Nein, es sollte kein Tribut werden. Auch keine Nostalgieübung.

Welchem Muster folgt Ihr neues Album?
Stempel aufzudrücken fällt mir schwer. Für mich ist es mein Song-and-Dance-Album. Es hat hoffentlich etwas von der Wildheit der Vaudeville-Shows, der Musik und den Tanzrevuen der 20er- und 30er-Jahre. Manches ist fast Rock’n’Roll, anderes dafür umso leiser und zarter.

Sind Ihre Zwillingssöhne eigentlich so etwas wie Ihre ersten Kritiker?
Bislang hat sie eigentlich nur die Musik ihres Vaters interessiert. Und dann natürlich die der Beatles. Dank meiner Söhne höre ich ziemlich viel Beatles. Vor allem im Auto. Dexters Lieblingssong ist «Fool on the Hill», Frank liebt «Strawberry Fields Forever» – auch, weil er so gern Erdbeeren isst. Allerdings scheinen sie sich für das neue Album mehr zu interessieren.

Freut es Sie, dass das neue Album Ihren Zwillingen gefällt?
Klar. Aber deswegen habe ich es natürlich nicht aufgenommen. Es ist auch nicht so, dass ich den beiden den ganzen Tag meine Platten vorspielen würde. Ich höre – wie übrigens die meisten Musiker – meine Alben, wenn sie mal veröffentlich sind, ohnehin kaum noch an. Es war einfach so, dass ich den Mix vom neuen Album im Auto dabei hatte und diese Kinderkassette unmöglich ein weiteres Mal hören konnte. Also hab ich gesagt: «Jetzt ist Mami mal dran!», und diesen Mix eingelegt. Und siehe da: Es hat ihnen gefallen.

Lernen Ihre Kinder schon Instrumente?
Sie fangen damit in der Schule gerade an. Wir wollen das nicht zu sehr pushen, weil man in dem Alter eigentlich frei wie ein Vogel sein sollte.

Wie haben Sie auf dem Klavier angefangen?
Mein Vater spielte Klavier. Bei uns stand immer ein Instrument herum. Angefangen habe ich mit «Hey Jude». Ich habe nach Gehör gespielt und mir Songs beigebracht, ohne gross zu wissen, was ich da mache.

Hatten Sie auch Unterricht?
Als ich vier war. Meine erste Klavierlehrerin lebt heute noch in der Strasse, in der auch mein Vater zu Hause ist. Eine ganz wunderbare Lehrerin für Kinder. Sie mochte Boogie-Woogie, spielte auf allen Hochzeiten und war einfach die Klavierspielerin in unserer Stadt. Auch später hatte ich immer Glück mit meinen Lehrern und Mentoren: John Clayton, Jeff Hamilton, Tommy LiPuma und viele andere. Dafür bin ich sehr dankbar.

Es ist bald 20 Jahre her, dass Sie Ihr erstes Album aufgenommen haben. Und Musikerin sind Sie noch viel länger.
Im Grunde war ich mit 15 schon Profi.

Also sind Sie seit …
… das rechnen Sie jetzt bitte nicht aus!

Gemessen an 20 Millionen Plattenverkäufen wirken Sie noch immer recht selbstkritisch.
Glauben Sie mir, ich zerfleische mich immer noch selbst. Ich kann bis zum Unerträglichen selbstkritisch sein, was meine Musik und mein Spiel angeht. Andererseits brauche ich nicht wirklich das Urteil anderer Leute. Das mache ich mit mir selbst aus. Und mit meinen engsten Freunden. Bei dem neuen Album hatte ich erwartet, dass der eine oder andere fragt: Warum hast du ein solches Album gemacht? Das hat ja gar nichts mit «The Look of Love» zu tun! Das ist bislang aber nicht passiert.

Sie haben einmal gesagt: «Ich bin eine Klavierspielerin, die auch singt. Und nicht wirklich eine Sängerin.» Gilt das immer noch?
Klar. Ich bin keine Cassandra Wilson, keine Diane Reeves, keine Sarah Vaughan. Ich bin die, die ich bin.

Das bedeutet?
Ich kann Paul McCartney begleiten und habe kein Problem damit, einmal nicht zu singen. Im Gegenteil: Das hat sogar grossen Spass gemacht. Ich bin sicher auch nicht die grossartigste Klavierspielerin der Welt. Ich glaube, dass ich eine ziemlich gute Begleiterin bin – egal, ob ich andere oder mich selbst begleite. Und das ist gar nicht so leicht. Beim Begleiten kann man viel falsch machen. Vor allem darf man nicht zu viel spielen.

Fühlen Sie sich als Sängerin wohler, wenn Sie am Klavier sitzen?
Zu einem Konzert in Florida kam einmal Chick Corea. Ich habe ihn auf die Bühne gebeten und wir haben zusammen «How Deep Is The Ocean» gespielt. Ich habe mir extra einen Stuhl besorgt, damit ich beim Singen nicht stehen musste. Ich glaube, Chick Corea hat meine Anspannung bemerkt. Jedenfalls hat er beim Spielen gesagt: Hast du das Diana-Krall-Lick gehört, das ich eben gespielt habe? Schlimmer ist nur noch, wenn man im Stehen singen muss. Da fühle ich mich komplett unwohl. Als ich es einmal versucht habe, musste ich erst einmal ein Glas Wein runterkippen. Und danach war ich immer noch steif. Nein, stehend singen – das geht bei mir überhaupt nicht.

Diana Krall Glad Rag Doll. Verve/Universal.

Konzerte: Kongresshaus Zürich, Di,
20. November; KKL Luzern, So, 25.
November.


Article - Concert: DIANA KRALL - 11 July - Baden-Baden, GERMANY, Festspielhalle



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Article: www.pz-news.de