KONZERTKRITIK
Diana Krall im Konzerthaus: Roter Hals, frohes Herz
Der Swingstar präsentiert sich trotz Erkältung in Hochform.
vom 01.07.2019, 15:31 Uhr | Update: 01.07.2019, 16:23 Uhr
Derzeit in Hochform: Diana Krall. - © Angela Weiss/afp
Ein Glücksfall der vorige Sonntag: Stolze zweieinhalb Stunden hat Krall an diesem ersten ihrer zwei Konzerthaus-Abende gewerkt, und die müden Minuten waren an einer Hand abzuzählen. Man verdankte es einer Unwägbarkeit namens Tagesform: Selten wurde die Kanadierin so vergnügt in Wien gesichtet. Wiewohl etwas verkühlt, setzte es Wortspenden en masse: Da erfuhr man etwa, dass Krall an diesem Tag Strudel gegessen habe und dabei an Lou Reed denken musste. Warum, blieb ungesagt.
Dafür setzte es mehr als 15 Lieder und nur so viele Balladen, dass das Ohr nicht an den Lamento-Fähigkeiten der Sängerin abstumpfte. "All Or Nothing At All", von Bassist Robert Hurst mit magnetischer Linie eröffnet, brachte Kralls Sirenengesang unverhofft zum Erblühen: ein Anschlag auf die Sinne. Intensiv auch der "Boulevard Of Broken Dreams", diese Vergeblichkeits-Ode von 1933: In einem zornigen Solo rupfte Marc Ribot seine Gitarre fast eher als sie zu zupfen. Überhaupt (eine Rarität für Krall) überschreitet der Abend hie und da die Kommerzgrenze. Saxofonist Joe Lovano erfreute nicht nur mit luftigen Stan-Getz-Soli: Seine Bebop-Girlanden verlockten Krall gar, sich aufs Eis des modalen Jazz zu wagen. Dazu freilich Paradenummern wie "East Of The Sun", "Devil May Care", "L-O-V-E", alles jedoch mit Animo angegangen statt museal besichtigt. Zuletzt Standing Ovations im Konzerthaus: Besser kann eine Saison nicht enden.
Fuente: www.wienerzeitung.at