Die kanadische Jazz-Sängerin sorgte am Montagabend mit ausgefeilten, komplexen Versionen von Pop-Perlen aus den 60er, 70er und auch 80ern für überraschtes, bisweilen irritiertes aber nie uninspiriertes oder gelangweiltes Kopf-und Mitnicken im fast ausverkauften Tempodrom. Der Geist von Oscar Peterson und Ella Fitzgerald wehte, gepaart mit Nat-King-Cole-Akkorden als authentisch kanadische “Great-American-Songbook”-Kaskade durch den Saal!
Atemlos verstrichen 15 Songs in den vergangenen zwei Stunden. Wie bei einem bunt-schrill-kakophon und Jahrmarkt schreiendem “Boardwalk” in Atlantic City der End-20er-Jahre rauschte es klanglich in den Ohren, wenn Diana Krall “Temptation”von Tom Waits in einer kraftvoll zerdehnten Zehn-Minuten-Version erst in die Einzelteile zerlegt, um es dann wieder rauschhaft und gesättigt zusammen zusetzen.
Und auch “If you could read my Mind ” (Original Gordon Lightfoot) geriet unter ihrem sanft-rauchigem Timbre zu einem entgrenzt, sehnsuchtsvollen Bekenntnis. Das ist so nur möglich ist, weil Diana Krall immer weiß, wo sie hin will.
Ein grandioses Finale bringt Diana Krall dann noch mit Bob Dylans “Wallflower” – “Mauerblümchen” aus von 1971 “Bootlegs”…und man sieht Leonard Cohen, Martha Wainwright, Randy Newman und Bob Dylan förmlich durch die Kulisse linsen – zwinkern und sich zunicken – yeah! Good Girl!
So viel schöne, bitter-süß lächelnde Traurigkeit wie bei “Boulevard of broken Dreams” war selten in einer regennassen Nacht auf dem Asphalt am Anhalter Bahnhof, als es mit Diana Krall hinausging in die Berliner Nacht. Grandios!